Das Konzept

Der Planung des Lehrgartens sind die Grundsätze naturgemäßer und ökologisch sinnvoller Gartengestaltung zu Grunde gelegt. Die Themeninhalte ord­nen sich diesem Gesichtspunkt unter. Vorhandene Elemente, die bei der Pla­nung berücksichtigt werden mussten, waren das vorhandene Pumphäuschen, ein älterer, großer Birnbaum und ein ca. 10 Jahre alter Bestand von Streu­obstbäumen. Das Pumphäuschen ist heute das Kernstück des Lehrgartens und wird als Geräte- und Versorgungsraum genutzt. Daran wurde als Versammlungsort bei schlechtem Wetter eine überdachte Pergola angebaut. Der vorhandene Birnbaum wurde zum Mittelpunkt des sich anschließenden formalen Nutzgarten teils.

Ein Obstquartier mit verschiedenen Baum- und Strauchformen, eine Streu­obstwiese, ein großer Teich mit naturnahen Gehölz- und Staudenpflanzungen gruppieren sich um diese Bereiche.

Ein Schwerpunkt in der Konzeption wurde auf den sorgfältigen Umgang mit dem Naturgut "Wasser" gelegt. Dazu verpflichtet schon allein die ursprüngli­che Zweckbestimmung des Geländes als Einzugsbereich eines ehemaligen Tiefbrunnens. Die Wahl von versickerungsfähigen Wegebelägen, die Nutzung von Regenwasser und die Rückhaltung von Niederschlägen durch eine Dach­begrünung sind Beispiele, die auch im Hausgartenbereich umgesetzt werden können. Grundwasserschutz besteht auch im Verzicht der Anwendung von Pestiziden.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet deshalb auch die Demonstra­tion und Erprobung von neuen resistenten Obst- und Gemüsesorten, sowie robusten Zierpflanzen, um den Pflanzenschutzaufwand zu minimieren.

Verschiedene Lebens- und Erlebensräume sollen beispielhaft so dargestellt werden, dass sie auch auf kleinere Wohngärten übertragbar sind.

Hausbesitzer können hier Anregungen und Ideen für ihren eigenen Garten finden und über­nehmen. Der Teich, die Dachbegrünung, Trockenmauern und die Pflanzen­verwendung bieten gute Anschauungsobjekte für eine naturgemäße Garten­gestaltung.

 

Ort der Fortbildung, Betrachtung und Erprobung

Der Lehrgarten soll zu einer zentralen Einrichtung der Fortbildung im Freizeit­gartenbau auf Landkreisebene werden. beim Workshop "Hochbeet bauen"Gartenpflegerkurse, Schnitt - und Veredelungskurse sollen hier abgehalten werden, mit der Möglichkeit, lang­fristig die Auswirkung von Eingriffen zu beobachten und daraus zu lernen. Das Wachstum der Pflanzen, ihre Toleranz gegenüber Krankheiten und Schäd­lingen, ihre Anpassung an die relativ rauen Klimaverhältnisse kann über einen längeren Zeitraum verfolgt und ausgewertet werden.

Auch der Freizeitgartenbau unterliegt in unserer Zeit einem schnellen Wan­del. Der Lehrgarten wird deshalb auch zu einem Experimentierfeld werden. Es muss immer Platz sein um Neues aufzunehmen und zu testen. Neue Sorten, innovative Produkte, neue Kulturmethoden und aktuelle Strömungen im Gar­tenbau müssen aufgegriffen und erprobt werden. Es muss auch die Bereit­schaft bestehen, Gutes durch Besseres zu ersetzen. Der Lehrgarten wird des­halb in diesem Sinne niemals "fertig" sein, sondern einem ständigen Wandel unterliegen.

 

 

 

 

Eine Chance für die Jugend

Die Jugendarbeit war in den letzten Jahren eines der zentralen, von der VerbandsIeitung angeregten Themen, das immer wieder zur Sprache kam. Wie soll man Kindern und Jugendlichen die Ziele und Tätigkeit der Obst- und Gartenbauvereine, ihren Einsatz für lebenswerte, durchgrünte Dörfer in einer naturnahen Landschaft und einer intakten Umwelt nahebringen? Wie könnte man dies besser tun, als dies an praktischen Beispielen aufzuzeigen? Hier bietet Bau eines Insektenhotelsder Lehrgarten eine gute Chance, an die Jugend heranzutreten. Es ist deshalb beabsichtigt, Schulklassen im Rahmen des Unterrichts in den Kreislehrgarten einzubinden, ihnen die Gelegenheit zu geben, ökologische Projekte in der Praxis umzusetzen und sich so selbst einzubringen. Interes­sant dürfte in diesem Zusammenhang auch eine Aufpflanzung der häufigsten in der freien Natur und in den Gärten vorkommenden Pflanzen mit giftigen Bestandteilen sein. Oftmals aus Kindergärten und Schulen verbannt, bieten sie im Lehrgarten ein hervorragendes Anschauungsmaterial zum Kennenler­nen und können so helfen, Unfälle zu vermeiden.

 

 

 

 

 

 

Lehrgarten - was er nicht ist und nicht sein soll

Ein Lehrgarten darf nicht mit einer Gartenschau verwechselt werden, die für ein halbes Jahr mit Blütenpracht, Ausgefallenem und Extravagantem Besucher anlockt und dann schnell wieder in Vergessenheit gerät. Seine Attraktivität liegt vielmehr in der Möglichkeit, am vorhandenen Bestand Entwicklung und Wachstum langfristig zu beobachten und aktuelle Themen und Probleme aufzunehmen.

Krankheiten und Schädlinge werden nicht aus dem Lehrgarten verbannt oder durch chemische Maßnahmen niedergehalten. Wenn man Rückschlüsse auf den Wert und die Krankheitsresistenz von neuen Sorten ziehen will oder die Wirksamkeit von biologischen Maßnahmen oder die Effektivität von Nützlingseinsätzen prüfen möchte, darf man dies auch nicht tun. Der Besucher wird deshalb beispielsweise auch Mehltau an Stachelbeeren oder Läuse an Obstbäumen finden. Er sollte dies im Sinne eines naturgemäßen Gartenbaues und einer dazu notwendigen "Nagelprobe" für die Suche nach geeigneten Pflanzenarten und Sorten akzeptieren.

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